wo sind sie ... die interessanten Jobs?



  • Hallo,

    wenn ich mir die Stellenanzeigen so durchsehe, dann kommt da nicht wirklich was interessanten. Meist in der Art:

    • C++ in Kombination mit embedded
    • C#/Java zur Abbildung irgendwelcher Geschäftsprozesse
    • HTML/Javascript/PHP/... für die Webentwicklung

    Keinen der oben genannten Jobs empfinde ich jetzt als extrem spannend.
    Auch mein jetziger Job ist ziemlich trivial, die einzige Komplexität ist der Umfang der Sourcecodes.
    Wo sind die Jobs, bei denen man wirklich mit den Dingen konfrontiert wird, die man so auf der Uni lernt?
    Grundsätzlich interessieren mich viele Bereiche der Informatik, vor allem wenn sie einen gewissen Anspruch haben:

    • numerische Mathematik
    • Bildverarbeitung/Bilderkennung
    • Compilerbau
    • Graphikprogrammierung
    • physikalische Simulation
    • Betriebssystementwicklung

    Ich habe natürlich nicht in jedem der oben genannten Bereiche großes Fachwissen, habe aber durch Uni und private Projekte durchaus schon einiges in ein paar der Gebiete gelernt. Sowohl der theoretische Background als auch die "handwerklichen Fähigkeiten" (was man halt alles so können muss in der SW Entwicklung) sind vorhanden. Und ich bin motiviert, mich auch in neue Bereiche einzulernen.

    Wo findet man im mitteleuropäischen Raum die Möglichkeit, mit anspruchsvoller Software Entwicklung Geld zu verdienen. Kann gerne auch Richtung Forschung gehen.



  • Gute Frage [++].



  • Das würde mich auch mal interessieren! 👍



  • Die Jobs gibts durchaus... Wir entwickeln ein eigenes Produkt im CAD/PDM Bereich und da ist so ziemlich alles dabei, was man sich so vorstellen kann. Zum Teil aber auch, weil wir sehr viele Sachen selber entwickelt haben, wo es theoretisch schon fertige (Open Source) Lösungen geben würde. Die Software wird jetzt seit etwa 20 Jahren entwickelt, wenn wir heute mit sowas anfangen würden, würden wir uns in vielen Bereichen wahrscheinlich erstmal Open Source Komponenten aussuchen und die evtl. anpassen/umbauen. So oder so kommt bei uns aber alles mögliche vor, auch alles was du genannt hast, außer Betriebssystementwicklung. Ein eigenes Betriebssystem haben wir für unser Produkt noch nicht entwickelt, kommt aber vielleicht noch 😉
    Und im CAD/PDM Bereich gibt es auch recht viele kleine Firmen, auch in Deutschland, die eigene Produkte entwickeln. Ich weiß jetzt natürlich nicht genau, was die machen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man bei denen was interessantes machen kann.
    Dann gibts auch in anderen Bereichen Firmen, die eigene Produkte entwickeln, Magix fällt mir spontan ein.
    Ich denke, die interessantesten Jobs findet man da, wo eigene Produkte entwickelt werden und nicht irgendwelche Zusatzsoftware für irgendwas, wie eben Embedded Zeugs oder Webportale. Kann natürlich auch interessant sein, aber mich persönlich würde das auch nicht reizen (bzw. hab ich alles schon kurz ausprobiert, ganz nett zur Abwechslung, aber nichts was ich auf Dauer machen will).



  • Ich denke, Deine Erwartungen sind zu hoch. In der Praxis wird nie auf dem Niveau programmiert, wie es an der Uni oder so gelehrt wird. Die wenigsten implementieren einen Compiler auch wenn viele eine Vorlesung zu Compilerbau besucht haben. Es hilft aber, wenn man weiß, was so im Hintergrund so alles abläuft.

    Das ist aber nicht spezifisch für die IT sondern im grunde in jedem Beruf so. Ein Artzt lernt alles mögliche über die Funktionsweise des menschlichen Körpers und am Ende sitzt er in der Praxis und behandelt grippale Infekte. Oder ein Pilot lernt viel über Aerodynamik und in der Praxis sitzt er im Cockpit und schaut dem Autopiloten zu. Aber es ist immer gut, dass die Leute reichlich Hintergrundwissen haben, welches sie einsetzen könnten, wenn sie es bräuchten.



  • tntnet schrieb:

    Oder ein Pilot lernt viel über Aerodynamik und in der Praxis sitzt er im Cockpit und schaut dem Autopiloten zu.

    Wo wir dann wieder bei den interessanten Jobs wären, irgendwer muss ja den Autopiloten schreiben. 🤡



  • cooky451 schrieb:

    tntnet schrieb:

    Oder ein Pilot lernt viel über Aerodynamik und in der Praxis sitzt er im Cockpit und schaut dem Autopiloten zu.

    Wo wir dann wieder bei den interessanten Jobs wären, irgendwer muss ja den Autopiloten schreiben. 🤡

    Das fällt dann unter:

    abcd schrieb:

    • C++ in Kombination mit embedded

    Jubel! Es gibt sie also doch! Man muss die Anzeigen nur richtig lesen.



  • danke für euren Input!
    An CAD hab ich noch garnicht gedacht, muss ich mal schauen ob ich dazu was finde.

    @tntnet: im Bereich embedded hab ich bislang noch nie eine Ausschreibung nach so interessanten Dingen gefunden.



  • tntnet schrieb:

    Die wenigsten implementieren einen Compiler auch wenn viele eine Vorlesung zu Compilerbau besucht haben.

    Das finde ich zumindest etwas komisch formuliert... Natürlich schreiben die wenigsten einen "richtigen" Compiler, der Maschinencode erzeugt. Aber darum gehts in der Vorlesung Compilerbau ja auch nicht, es geht um formale Sprachen und Parser. Und damit haben sehr viele ständig zu tun. Wir haben bei uns z.B. mehrere Interpreter für Scriptsprachen, z.B. diese uralte VDAPS Sprache, in der früher Zeichnungen programmiert wurden, oder wir haben auch eine eigene Scriptsprache, in der Erweiterungen und Plugins für unser System programmiert werden. Und in dieser Scriptsprache wurden schon hundert tausende Zeilen Code geschrieben. Da braucht man alles was in der Compilerbau Vorlesung dran kam und auch viel mehr. Dann haben wir noch zig Parser und Interpreter für alle möglichen mehr oder weniger komplexen Formate und Sprachen. Ich glaub, grad was man in Compilerbau lernt kann man in der Praxis schon noch sehr oft brauchen.





  • Marc++us schrieb:

    abcd schrieb:

    @tntnet: im Bereich embedded hab ich bislang noch nie eine Ausschreibung nach so interessanten Dingen gefunden.

    3 Minuten Suche:

    https://www.jobleads.de/registrierung/mit-job?lpId=18&jobmarketId=278d66b534aad09641a42ac7b9e79c83&jobUniqueId=02d279ccbd52b76ef9547ead33acadea&channel=0807&location=München&salary=1&utm_source=Jobscout24&utm_campaign=d_ms&utm_medium=Metasearchengine&utm_term=Softwareentwickler \"Embedded Systems\" (m/w) / Luftfahrttechnische Systeme

    jobleads ... ganz toller treffer! die seite ist doch bitte das letzte was es zum thema jobsuche gibt. lies dir mal die rezensionen zu jobleads durch, da kann man nur jedem raten die finger davon zu lassen.





  • Auja, das entwickelt sich toll. 😃

    Marc++us' google-fu zu knacken wäre eine herkulische Aufgabe.

    Macht mal!

    Der ist ein uralter Klassiker, der vor dem Schulabschluss schon gelötet und programmiert hat und seitdem nur dazugelernt.



  • Viele solcher Jobs gibt es im umfeeld von Firmen, die nahe an Universitäten liegen. Viele Unis haben inzwischen angebaute Firmenkomplexe (genannt zum Beispiel "Technologiecampus") etc. Viele dieser Firmen sind Spin-Offs von den entsprechenden Forschungsgruppen an der Uni. Der Grund, warum diese aber nur wenig ausschreiben ist, dass sie sich häufig die Kompetenz direkt von der Uniholen: aus dem Zeitvertrag an der Uni in die Stelle an der Firma.



  • Nicht nur... bei diesen Themen wundere ich mich immer, wieso die Leute so hartnäckig ignorieren, dass Deutschland DAS Exportland für Maschinen, Anlagen und Autos ist.

    Vermutlich hat Deutschland einen der grössten Jobmärkte für Embedded Softwareentwickler der ganzen Welt, oder wie glaubt ihr finden die 6-Arm-Gelenke in den Maschinen ihren Weg? Selbst Aufzugfirmen befassen sich inzwischen mit künstlicher Intelligenz und "Prediction of Events" (fast wie im Anhalter), basierend auf Statistik, etc, damit der Aufzug schneller im Stockwerk ist wenn jemand drückt. Das kommt doch nicht von alleine.

    Anders Beispiel - Mario Jeckle - er hat bei Daimler die interne Toolentwicklung vorangetrieben, weil beim Austausch der ganzen Daten zwischen Zulieferanten und Abteilungen die Schnittstellen nicht mehr beherrschbar waren. In dem Zusammenhang hat er viele Standards zu Webservices und XML vorangetrieben. Aber der Treiber des Auftraggebers war der profane Austausch von Teile- und CAD-Daten zwischen einer Autofirma und den Zulieferanten.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mario_Jeckle



  • Sorry, interne Tools zum Austauschen von Daten mit Zulieferern fällt für mich entschieden nicht mehr in den Bereich "interessanter" Jobs, auch gerade nicht im Sinne des Threaderstellers.



  • Du hast aber schon gesehen was Mario Jeckle aus der Aufgabe gemacht hat, oder? Er hat massgeblich XML Schema vorangetrieben, weil DTD nicht ausreichend war. Also für die Lösung der Aufgabe mal kurz eine neue Sprache entwickelt.



  • Ja, natürlich hab ich das gesehen. Ich will auch nicht die Verdienste dieses Herrn schmälern. Aber das Thema war nunmal interessante Jobs, und selbst wenn wir mal unterstellen, dass die Erfindung von XML Schema interessant war, dann heißt das noch lange nicht, dass das Mitarbeiten an Standards zum Datenaustausch zwischen Zulieferern interessant ist, geschweige denn das Entwickeln der Tools, die mit diesen Standards arbeiten. Ich hab das hinter mir, und wenn du mir jemanden zeigst, der das interessant findet, zeig ich dir jemanden, der Geschäftsprozessmodellierung oder Webentwicklung mit PHP interessant findet. Und damit sind wir wieder beim Threadersteller.

    Böse Zungen würden behaupten, er hätte eine neue Sprache erfunden, um die an sich langweilige Aufgabe interessant zu machen ... kein seltenes Phänomen übrigens.



  • Interessante Jobs werden nicht ausgeschrieben, diese Stellen werden eher mit Leuten besetzt bei denen bekannt ist, dass sie dafür geeignet sind. Bekanntheit erlangt man wenn man bei einer Firma arbeitet, die mit der Firma zusammenarbeitet, die interessante Sachen macht. Da hat man dann gleich viel bessere Chancen "rüber zu wechseln" im Gegensatz zu einer Bewerbung als absoluter Neuankömmling. Vorträge auf Konferenzen zu halten oder bei bekannten OpenSource Projekten mitzuarbeiten ist auch vorteilhaft.

    Wer sich für OS-Entwicklung interessiert, der tut gut daran z.B. an Linux mitzuarbeiten. Nach ein paar Monaten/Jahren sinnvoller contributions hat man gute Chancen von der Linux Foundation bzw. einer anderen involvierten Firma übernommen zu werden.

    Es gibt nicht viele Firmen, die davon Leben ein OS, einen Compiler, eine 3D-Engine etc. zu entwickeln. Da muss dann natürlich auch etwas bieten können wenn man da unterkommen will. Bei der jeweiligen Community mitzuarbeiten (wenn möglich) ist schon mal ein besserer Anfang als auf dem Lebenslauf stehen zu haben, dass man einen Compilerkurs an der Uni besucht hat.



  • tntnet schrieb:

    Ich denke, Deine Erwartungen sind zu hoch. In der Praxis wird nie auf dem Niveau programmiert, wie es an der Uni oder so gelehrt wird.

    Nö. In der Praxis werden viel weniger anspruchsvolle Probleme gelöst mit deutlich besserem Code.


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